Mittwoch, 31. Dezember 2014

Jahresrückblick

Ein grandioses Kinojahr geht heute zu Ende. Während in den USA die Oscarsaison gerade ausgelaufen ist (ich freue mich in den nächsten Wochen wahnsinnig auf Whiplash, The Imitaion Game, Birdman und Foxcatcher), beschäftigten mich in meiner Jahresrückschau auch noch intensiv die Filme, die der Oscarverleihung in diesem Jahr ihren Stempel aufdrückten. Dazu konnten wir in Deutschland vom 1.1. bis 31.12. auch kleinere, beeindruckende Filme sehen. Welche bei mir den besten Eindruck hinterlassen haben, könnt ihr im folgenden lesen. Anders als bei den üblichen Filmkritiken bin ich hier nicht auf größtmögliche Objektivität bedacht. Die Einschätzungen der vergangener Zeit müssen sich also nich in dieser Top 10 wiederspiegeln.


10 - Das erstaunliche Leben des Walter Mitty

Gestartet am 1.1.2014 haben mich Eindrücke und Szenen aus diesem Film bis heute nicht losgelassen – somit ein verdienter Eintrag in dieser Top 10. Ein toller Film über Fernweh, der Grenzenlosigkeit des menschlichen Schaffens und den Abenteurer in uns. Dazu präsentiert uns Regisseur und Hauptdarsteller Ben Stiller eine der umwerfendsten Schlusspointen des Kinojahres.

9 - The Wolf of Wall Street

Ein durchgeknallter Parforce-Ritt von Regielegende Martin Scorsese. Drei Stunden Wahnsinn auf Zelluloid gebannt, dazu ein herausragender Leonardo DiCaprio. Bis zum Rand vollgestopft mit memorablen Szenen ist The Wolf of Wall Street leider in seinen Teilen besser als im Ganzen (eine Tatsache, die bei American Hustle noch wesentlich stärker ins Gewicht fällt, daher ist dieser Streifen auch nirgendwo in dieser Liste zu finden). Trotzdem ein absolutes Muss für jeden Filmfan.

8 - 12 Years a Slave

Mit dem Oscar für den besten Film bedacht, ist 12 Years a Slave für mich mehr Manifest als Film und daher zu schwer zugänglich, um weiter oben in dieser Liste zu stehen. Technisch und schauspielerisch allerdings über jeden Zweifel erhaben. Diesen Film sollte jeder Mensch einmal gesehen haben.

7 - Snowpiercer

Ein großartiger Endzeit-Streifen, der Monate lang überhaupt um einen Kinostart kämpfen musste. Vielschichtig, bösartig und beeindruckend ausgestattet, unterläuft Snowpiercer alle Erwartungen an sein Genre, überrascht auf ganzer Linie und ist dabei noch schamlos unterhaltsam. Dazu mit Chris Pine, Tilda Swinton und Ed Harris bestens besetzt. Ein absoluter Tipp auch fürs Heimkino.



An dieser Stelle drei Filme, die ihr meiner Meinung nach in diesem Jahr besser nicht gesehen haben solltet: 

The Expandables 3

Brach mit allem, was die ersten beiden Teile so unterhaltsam machte. Die zynische Brutalität wich einem PG-13 Rating, die vergnügliche Versammlung ausgedienter Veteranen neuen Gesichtern ohne Wiedererkennungswert, aus kurzweiliger Action wurde ein zäher Versuch von über zwei Stunden, es allen recht zu machen. Ging daneben.



Northmen – A viking Saga

Uninspiriertes Schlachtengemälde, dass sich selbst viel zu ernst nimmt. Schlechte schauspielerische Leistungen, riesige Logiklöcher und fehlender filmischer Verstand sollten einen jeden von Northmen abhalten.



Sag nicht, wer du bist

Intimes Drama von Regiewunderkind Xavier Dolan, das er zwischen seinen gefeireten Laurence Anyways und Mommy veröffentliche. Leider ging Sag nicht, wer du bist komplett nach hinten los. Szenen und Ideen werden nur angerissen, niemals erklärt. Dazu ist die mysteriöse Stimmung des Filmes nie der Spannung förderlich, sondern nur ärgerlich und unerträglich langweilig. Der Film wird seinem im Kern harten Thema nie gerecht und gerät dazu unfreiwillig komisch.


6 - Her

Ein großes Melodram über die Liebe in naher Zukunft. Schlicht grandios ausgestattet und musikalisch begleitet, bis zum Ende perfekt durchdacht und von einem tollen Joaquin Phoenix getragen, ist Her eine Romanze für ein denkendes Publikum mit genialem Science-Fiction-Touch.

5 - Gone Girl 
 
Ein Film der mich mit einem diabolischen Grinsen, ob des gerade Gesehenen im Kinosessel zurückließ. Perfekt konzipiert und gespielt, unwahrscheinlich überraschend und perfide. Gone Girl war der beste Thriller dieses Jahres. 

4 - Grand Budapest Hotel

Der unterhaltsamste Film des Jahres. Punktet mit einer durchkomponierten Ausstattung, irrwitzigen Szenen am Fließband und einem schier unwirklichen Aufgebot an Stars. An diesem Glanzstück vom modernen Kultregisseur Wes Anderson gibt es bei jedem Schauen Neues zu entdecken.



Und nun fünf Filme, die die Top 10 dieses Jahr knapp verpassten:

Guardians of the Galaxy 
 
Stellvertretend für ein Jahr in dem Sommerblockbuster nicht nur hirnlose Zerstörungsorgien waren, könnten an dieser Stelle auch Edge of Tommorow oder Planet der Affen: Revolution stehen. Drei verschiedene, aber allesamt großartige Vertreter modernen Science-Fiction Action-Kinos. Dass es keiner der drei in die Top 10 geschafft hat, ist nur meinem persönlichen Geschmack zu verdanken. Ich kann alle vorbehaltlos empfehlen.



Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit

Eine kleine, britische Produktion und doch ein großer Wurf. Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit war für mich als bittersüße Tragikkomödie eine der Überraschungen des Jahres. Scheitert an der Top 10 einzig bedingt durch einen großartigen Jahrgang.



Wish I was here

Auch wenn ich die Ehre hatte in diesem Jahr Regisseur und Hauptdarsteller Zach Braff zu treffen, so ist Wish I was here doch etwas zu unausgegoren und aufgesetzt, um die Top 10 zu stürmen. Eine optimistische Komödie über einen Mann, der langsam den Boden unter den Füßen verliert, ist dieser Film aber in jedem Fall.



Einer nach dem anderen

Der beste Gangsterfilm des Jahres war auf dem besten Wege sich in die vorderen Regionen dieser Liste zu mogeln, verspielte einiges von seinem Potential allerdings im letzten Viertel des Films. Was bleibt ist ein durchgeknallter Streifen, der deutlich mehr mediale Aufmerksamkeit verdient hätte.



Philomena

Eine berührende Geschichte und eine toll aufgelegte Dame Judi Dench machen aus Philomena ein bewegendes Werk wider dem Vergessen. Dabei ist Philomena trotz des tieftraurigen Themas ein äußerst witziger Film. Für die Top 10 allerdings fehlen Punkte, die einen Film einzigartig machen. So bleibt dieser typisch britische Streifen „nur“ wirklich gut.


  
3 - Interstellar

Auch wenn Christopher Nolan das Science-Fiction-Genre nicht auf eine gänzlich neue Ebene heben konnte, zumindest erzählerisch nicht, so ist Interstellar doch der visuell und audiotechnisch beeindruckendste Film des Jahres voll unerwarteter Emotionalität. Dazu teils unerträglich spannend und perfekt besetzt. Für Projekte dieser Größenordnung wurde Kino gemacht.

2 - Boyhood

Der absolute Oscarfavorit für 2015 hat auch mich komplett aus den Latschen gekippt. Nicht nur seine schier unwirkliche Produktionsart (nachzulesen bitte in jeglichem, anderen Text über diesen Film), sondern auch seine nicht zu erwartende emotionale Tiefe, in einer eigentlich so simplen Geschichte, werden aus Boyhood einen Klassiker machen.

 
1 - Nightcrawler

Für treue Leser dieses Blogs sicher keine Überraschung – Nightcrawler hat mich in diesem Jahr am stärksten von den Sitzen gehauen. Wie ein tiefer Schlag in die Magengrube, dabei unerträglich spannend und teils zum Brüllen komisch. Dazu ragt mit Jake Gyllenhaal einer der Aufsteiger der letzten Jahre aus einer Zeit voller überragender Hauptdarsteller noch einmal heraus. Nightcrawler ist ein Film der vor allem, aber nicht nur, wegen seiner geschaffenen Hauptfigur Lou Bloom im kollektiven Gedächtnis bleiben wird.

Das harte Leben vergangener Zeiten







The Homesman

Neun Jahre mussten sich Fans gedulden, ehe sie sich ein zweites Mal vom Können Tommy Lee Jones als Regisseur überzeugen konnten. Und wie bereits in seinem gefeierten Erstlingswerk Three Burials – Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada bringt Jones mit The Homesman einen untypischen aber äußerst sehenswerten Film in die Kinos. Der Regisseur selbst, der sich auch für Drehbuch und Produktion verantwortlich zeigt, übernimmt in diesem Westerndrama sodann gleich die Hauptrolle. Der von ihm verkörperte, ehemalige Soldat Briggs eskortiert mit der alleinstehenden, eindringlich von der großartigen Hillary Swank verkörperten Mary Bee Cuddy, drei komplett verstörte Frauen durch die halbe USA des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Anhand aller handelnden Figuren zeigt uns The Homesman, ohne jemals mit dem erhobenen Zeigefinger zu wedeln, wie die Aufbruchstimmung, das Suchen nach dem Amerikanischen Traum schnell ins Negative umschlagen kann. Die Vorgeschichte aller Charaktere ist ständiger Begleiter auf einer Odyssee, die den Track auch passenderweise zurück nach Osten führt. Wie ausufernde Perspektivlosigkeit aus drei Hausfrauen und Müttern potentielle Insassen einer psychiatrischen Anstalt machen konnte, die durch endlose Weiten gekutscht werden müssen, offenbart The Homesman nach und nach und bietet so ein realistisches Abbild trostlosen Privatlebens im sogenannten Wilden Westen. Passend dazu kommt der Streifen mit breiten Panoramen unwirklicher Steppenlandschaften und einem eindringlichen Score daher. Die schauspielerischen Leistungen sind superb, vor allem Hillary Swank darf in der ersten Filmhälfte brillieren, während Tommy Lee Jones Charakter mit zunehmender Spieldauer an Relevanz gewinnt. Am Ende ist es allerdings ganz der Film des Altmeisters. Des Weiteren verzichtet The Homesman gänzlich auf packende Duelle oder ausufernde Shootouts, sondern garniert seine im Kern tieftraurige Geschichte mit jeder Menge warmherzigen Humors. Dazu gibt es eine beeindruckende Zahl an Gastauftritten, unter anderem von Meryl Streep, Hailee Steinfeld, John Lithgow (Barneys Vater aus How I met your mother), William Fichtner, oder Jesse Plemons, dem psychopathischen Todd aus Breaking Bad. Somit bietet The Homesman ein besonders Kinoerlebnis für alle, die gern über Genrekonventionen hinweg denken.

8/10


Für Fans von: Three Burials – Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada, True Grit

Eine kurze Geschichte von Stephen Hawking







Die Entdeckung der Unendlichkeit

Über alle Erwartungen hinweg ist aus Stephen Hawking der Mensch geworden, den wir heute in ihm sehen. Ein großer Kämpfer, Überlebenskünstler, Entdecker, Vorbild einer ganzen Generation von Wissenschaftlern und auch ein Symbol der modernen Popkultur. Wie aus einem unentschlossenen Studenten in den sechziger Jahren Englands diese lebende Legende werden konnte, erzählt Die Entdeckung der Unendlichkeit. Mit der Besetzung der beiden Hauptrollen gelang Regisseur James Marsh ein absoluter Coup. Vordergründig leistet natürlich Eddie Redmayne als britischer Ausnahmeforscher Großes. Sein Stephen Hawking bleibt in jeder Sekunde glaubhaft, das Hadern mit seinem körperlichen Verfall, und diesen selbst, spielt der Newcomer (bestenfalls bekannt aus einer Nebenrolle in Les Miserables) überzeugend, inbrünstig und voller Humor, der den realen Stephen Hawking bis heute auch auszeichnet. Trotz dieser gemeisterten Mammutaufgabe stiehlt Felicity Jones als Hawkings langjährige Ehefrau Jane Szene um Szene und bringt mit überzeugender Mimik die Schwierigkeiten zum Ausdruck, die mit der Pflege eines Schwerkranken einhergehen. Trotz der zusehends ausweglosen Situation, in der wir Stephen Hawking sehen, steckt Die Entdeckung der Unendlichkeit voller Hoffnung und Warmherzigkeit. Technisch wird dieser Aspekt von einem optimistischen Score und der Einbindung vieler Sepia-Aufnahmen unterstützt, welche ein geordnetes Familienleben bestmöglich suggerieren sollen. Auf der anderen Seite hingegen krankt Die Entdeckung der Unendlichkeit in Teilen an seinen verschiedenen Herangehensweisen. Besonders in der Mitte des Filmes schwankt der Film teils recht unentschlossen zwischen aufopferungsvoller Liebesgeschichte und Krankheitsdrama. Die wissenschaftliche Arbeit am Wesen der Zeit, die für Hawking zeitlebens ein Anker war, wird über lange Strecken aus den Augen verloren, was dem Film unnötige Spielzeit einbringt. Schlussendlich bleibt ein zu Tränen rührendes Werk über die Kraft des Menschen unmöglich Scheinendes zu verwirklichen.

8/10


Für Fans von: A beautiful mind, The King's Speech

Sonntag, 28. Dezember 2014

Ein Fim über Teilung







Exodus – Götter und Könige

Mit der TV-Miniserie Die Bibel und Darren Aronofskys Noah erleben wir derzeit eine kleine Renaissance der Bibelverfilmungen. Nun leistet auch Altmeister Ridley Scott seinen Beitrag zu dieser. Exodus ist wahrlich monumentales Historienkino, jedoch mit einigen inhaltlichen und erzählerischen Schwächen. Es ist die gewaltige Lebensgeschichte Moses, die der Zuschauer hier präsentiert bekommt. Im Zentrum steht der Konflikt des späteren Hebräerführers mit seinem Bruder im Geiste, dem Pharao Ramses. Dieser Konflikt nimmt dann in der deutlich gelungeneren ersten Hälfte des Films auch die zentrale Position ein. Ein schauspielerisches Schwergewicht wie Christian Bale füllt eine historische Figur wie Moses auf der Leinwand natürlich bestens aus, trotzdem stiehlt ihm Joel Edgerton als Ramses regelmäßig die Show. Seine Darstellung des ewig mies gelaunten Pharaos, der erst am Ende, ob der zehn biblischen Plagen und der Angst um seine Familie sein rücksichtsloses Handeln hinterfragt, ist eine reine Freude. In den Nebenrollen geben sich Altstars wie Sir Ben Kingsley und Sigourney Weaver (die kaum drei Minuten Leinwandzeit hat) und Newcomer wie Breaking Bad-Held Aaron Paul die Klinke in die Hand. Letzterer schafft es aber im ganzen Film nicht gegen seinen schlecht geschriebenen Charakter anzuspielen. Als Gefolgsmann Moses bleibt er austauschbar; eine Szene in der er diesen in Zwiesprache mit Gott beobachtet folgenlos. Ein Ärgernis ist außerdem die Verschwendung eines großen Schauspielers wie John Turturro, der als Alt-Pharao und Moses Ziehvater nur als Karikatur durchgeht. Beeindruckend hingegen ist Exodus auf der audiovisuellen Ebene. Von der großen Schlacht in den ersten Minuten bis hin zum spektakulären Finale am Roten Meer – die Schauwerte sind opulent, die Tricktechnik phänomenal (das CGI wirkt in Exodus sehr homogen, trotz allem hätte ich mich über mehr klassische Bauten gefreut), der Score mitreißend. Dazu wechselt die Kamera wiederholt in die Vogelperspektive und verdeutlicht den epischen Charakter von Exodus. Auch das 3D ist in keinster Weise störend, sondern vertieft im doppelten Sinne das Gefühl einer vergangenen Ära beizuwohnen. Die Optik schafft es dann auch den Zuschauer über die ziemlich gestreckt wirkenden Laufzeit am Ball zu halten. Besonders der Mittelteil, der von Moses Vertreibung, der Gründung seiner Familie und dem Kampf mit Gott (dessen Darstellung mich überrascht hat) erzählt, geriet doch deutlich zu lang. So empfehle ich Exodus für einen unterhaltsamen Kinobesuch an Fans von großen Schlachten und prächtiger Ausstattung. Wer eine tiefergehende Bibelverfilmung mit aktuellen Bezügen und einer speziellen Handschrift sucht, dem sei ausdrücklich die BluRay von Noah ans Herz gelegt.

6/10


Für Fans von: Gladiator, Ben Hur

Samstag, 27. Dezember 2014

Wer war's? Ach, egal...







The Loft

Der Belgier Erik van Looy versammelt im Remake seines eigenen Thillers Tödliche Affären aus 2008 Hollywoods B- und C-Kader zum durchschnittlichen Whodunit-Spiel. Die Grundprämisse in The Loft gefiel mir wirklich gut. Fünf reiche Aufsteiger, die in einer abgehobenen, selbstgefälligen Welt leben, teilen sich ein Appartement, um sich im Geheimen mit ihren Liebschaften zu treffen. Eines Tages wird eine der besagten Damen tot in der gemeinsamen Wohnung aufgefunden. Was Regisseur van Looy und seine Drehbuchautoren in den folgenden gut eineinhalb Stunden aus dieser Voraussetzung schufen, traf meinen Geschmack hingegen nur bedingt. Die glänzende Scheinwelt, in der Frauen nur schönes Beiwerk sind, wird nicht genug porträtiert, um The Loft einen satirischen Touch zu geben. So sehen wir den Versuch die Geheimnisse um ein Verbrechen, dessen vielschichtige Vorgeschichte und Auswirkungen auf unser Quintett nach und nach zu entlarven. Die Qualität der Thriller-Handlung schwankt jedoch mächtig. Den Verdächtigungen der fünf Freunde zuzusehen ist zwar in der ersten Hälfte schamlos unterhaltsam und zunehmend spannend, verlässt aber mit fortschreitender Laufzeit plausible Pfade. Weder Schauspieler noch Filmcharaktere ragen aus den oft unlogischen Verstrickungen der einzelnen Figuren heraus, sodass der Zuschauer der arg konstruierten Auflösung mit steigendem Desinteresse entgegenblickt. The Loft ist dabei ebenso ordentlich gestaltet wie gefilmt und vermittelt eine kalte und unnahbare Atmosphäre. Mehr Tiefgang und weniger aufgesetzte Wendungen, sondern eine Vertiefung der klaustrophobischen Ausgangssituation, hätten diesem Look doch letztendlich gut zur Seite gestanden.

5/10


Für Fans von: Die üblichen Verdächtigen, Wild Things

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Hin und wieder zurück







Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere

Nun ist es soweit. Die Hobbit-Trilogie und damit der komplette Mittelerdezyklus findet seinen Abschluss. Doch gleich zu Beginn: Die Schlacht der fünf Heere ist der schwächste aller Hobbit-Filme und ist meilenweit von der Brillanz eines Der Herr der Ringe entfernt. Von der erstem Minute des ersten Hobbit-Teils Eine unerwartete Reise bahnte sich riesiger Leerlauf durch die Tatsache, dass Peter Jackson knapp 400 Seiten Buch auf 8 Stunden Filmmaterial streckte, an. Im großen Finale ist dieser Aspekt nun mehr als nur störend. Nicht nur basiert Die Schlacht der fünf Heere nur auf den letzten Kapiteln von J.R.R. Tolkiens Werk, die Szenen, die sich mit den Figuren und deren Verhältnis zueinander beschäftigen, sind dazu noch die schwächsten im fertigen Film. Dazu zählen schon die im zweiten Teil etwas deplatzierte Romanze zwischen Zwerg Kili und Elbin Tauriel und vor allem die Nebenhandlung um den verräterischen Seestadtbewohner Alfrid, einer Figur, die in der Vorlage nicht existiert und auch im Film schlicht überflüssig und ärgerlich ist. Dazu wirkt der Humor, der in der Herr der Ringe-Trilogie noch unglaublich viel Wärme und Herz in ein düsteres Setting brachte, sehr aufgesetzt und geht nicht über die in Actionfilmen üblichen Oneliner hinaus. Dazu vermag über die gesamte Spielzeit kein Gefühl der Weite aufkommen. Die Schlacht der fünf Heere spielt fast ausschließlich vor den Toren des Berges Erebor. Auch wenn die umliegende Landschaft hervorragend in Szene gesetzt wurde, die Prämisse der großen Reise, die die Ereignisse sowohl in Der Herr der Ringe, als auch in Der Hobbit ins Rollen brachte, fehlt. Womit wir zu den positiven Aspekten des Filmes kommen. Einmal mehr kann Peter Jackson sein enormes Talent als Regisseur von Massenszenen beeindruckend unter Beweis stellen. Die titelgebende Schlacht, die mehr als die Hälfte des gesamten Films einnimmt, ist beeindruckend choreografiert und in Szene gesetzt. Dazu sind die Schauwerte erneut opulent, der Score von Howard Shore monumental, das 3D beeindruckend und die Tricktechnik überzeugend. Lediglich die CGI-Effekte von Feuer hätten noch etwas Überarbeitung vertragen. Was Die Schlacht der fünf Heere ebenfalls in ein besseres Licht rückt ist die „knappe“ Laufzeit von 144 Minuten. Ein für Mittelerdeverhältnisse kurzer Film. In diesen packt Peter Jackson dann auch noch viele bekannte Gesichter aus Der Herr der Ringe, was einen jeden Fan in lErinnerungen schwelgen lassen wird. Die Auftritte von Hugo Weaving, Cate Blanchette, Christopher Lee und Ian Holm als Elrond, Galadriel, Saruman und dem alten Bilbo sind jedoch kaum mehr als Cameos. Ein wohliges Gefühl wird dadurch dennoch erzeugt. Und wenn Peter Jackeson zum Abschluss ins Auenland zurückkehrt, möchte man am liebsten vergessen, dass Die Schlacht der fünf Heere ein so durchschnittlicher Fantasystreifen ist. Allerdings nur fast.

6/10

Für Fans von: Der Herr der Ringe, Der Hobbit

Sonntag, 7. Dezember 2014

Magier unter sich







Magic in the Moonlight

Sommerlich-leichte Liebeskomödie von Filmlegende Woody Allen. Wie in jedem Jahr dürfen wir Zeuge des Schaffens des großen Altmeisters werden. 2014 allerdings fällt dem geneigten Zuschauer zuerst der krasse Gegensatz zum Werk des vergangenen Herbstes ein. Während das oscarprämierte Werk Blue Jasmine (Cate Blanchette erhielt den Goldjungen für ihre famose Leistung) die sarkastische und pessimistische Seite Allens ausdrückte, ist Magic in the Moonlight eine Fingerübung voller Wärme und aufrichtigem Humor. Trotz der enormen Wandlungsfähigkeit des Filmemachers sind es hier einmal mehr die Schauspieler, die aus dem lediglich guten Film positiv herausstechen. Besonders die Hauptakteure Emma Stone und Colin Firth haben eine unglaubliche Chemie auf der Leinwand, die direkt auf den Zuschauer überspringt. Beide sind definitiv eine Aufwertung für das recht vorhersehbare Drehbuch rund um einen Magier, der bei einer reichen Familie in Südfrankreich eine, in seinen Augen falsche, Spiritistin entlarven will. Dabei ist die Geschichte in den 1920er Jahren angesiedelt. Die Darstellung der Epoche ist dem Regisseur jedoch großartig gelungen. Kostüme und Ausstattung sind eine Augenweide, unterstützend serviert uns Allen einen tollen, abwechslungsreichen Klassik- und Jazzsoundtrack mit Werken von Stravinsky, Beethoven oder Cole Porter. Dazu erstrahlt die Côte d'azur in den leuchtendsten Farben. In diesem Jahr fehlt Woody Allens Werk doch manches zum Meisterwerk, doch einen vergnüglichen Kinoabend mit tollem Cast und auf hohem technischen Niveau bietet uns Magic in the Moonlight trotz fehlender Überraschungen allemal. 

7/10


Für Fans von: Midnight in Paris, Der große Gatsby

Freitag, 5. Dezember 2014

Orangenmarmelade







Paddington

Hierzulande nur eingefleischten Fans bekannt, ist Paddington in England ein fester Bestandteil vieler Kinderzimmer. Nun erreicht uns die Geschichte des stets auf seine Manieren bedachten Bären aus dem „finstersten Peru“ auch in Mitteleuropa. Und dieser Vorstoß sollte sich auszahlen. Denn Paddington ist in fast jeder Hinsicht ein wirklich toller Film. Als Realfilm gewordenes Animationsabenteuer begeistert er groß und klein. Alle handelnden Figuren werden hingebungsvoll eingeführt und mit all ihren Verschrobenheiten präsentiert. Dies geschieht mit sehr viel Liebe zum Detail, die generell den ganzen Streifen durchzieht. Filmfans kommen vor allem technisch auf ihre Kosten. So gestaltet sich die Animation des titelgebenden Bären absolut tadellos, dazu gibt es eine tolle Retro- Dokumentation zu Beginn von Paddington zu sehen, die uns mit der Geschichte der seltenen Bärenrasse vertraut macht. Der Score unterstreicht den heiteren Ton des Films und wird dank einer stets wiederkehrenden, karibischen Band wie beiläufig ins aktive Geschehen eingebunden. Allen Castmitgliedern ist die Freude an Paddington spürbar anzumerken. Vor allem Hugh Bonneville und Sally Hawkins spielen sich als des Bären Zieheltern herrlich die Bälle zu. Des Weiteren hat Altstar Jim Broadbent einen Gastauftritt. Im Original ist dazu Ben Wishaw als Stimme Paddingtons zu hören. Dessen Wortwitz geht in der Synchronisation natürlich weitestgehend verloren, dennoch ist es der deutschen Stimme des Bären, Elyas M'Barek, zu verdanken, dass Paddington in all seinen Facetten stets überzeugend wirkt. Kritik muss es jedoch auch geben. Neben der üblichen Vorhersehbarkeit des Drehbuchs einer Origin-Geschichte (beschäftigt sich mit den Ursprüngen und der Herkunft einer Figur, um sie idealerweise für eine Filmreihe zu etablieren), ist es vor allem Nicole Kidmans Antagonisten-Charakter, der als mittelmäßige Kopie von Cruella de Vil recht deplatziert wirkt. Glücklicherweise ist ihre Leindwandzeit ziemlich überschaubar. So bleibt Paddington ein unterhaltsames Abenteuer für die ganze Familie, welches dazu noch mit einem schön subtilen Kommentar zur Flüchtlingspolitik daherkommt. Der ideale Weihnachtsfilm über Akzeptanz. 

8/10


Für Fans von: 101 Dalmatiner, Stuart Little

Mittwoch, 3. Dezember 2014

All the lonely people, where do they all come from?







Das Verschwinden der Eleanor Rigby

Berührendes Liebesdrama von Erstlingsregisseur Ned Benson. Ursprünglich war Das Verschwinden der Eleanor Rigby als Zweiteiler angelegt. Beide Hauptfiguren sollten in den Teilen „Him“ und „Her“ in ihrer Situation porträtiert werden. Nun jedoch kommt der Zusammenschnitt „Them“ in unsere Kinos. Diese konzentrierte Schnittfassung bringt in zwei Stunden Laufzeit die Gefühlslage der Protagonisten Eleanor und Connor perfekt auf den Punkt. Beide müssen mit Eleanors Selbstmordversuch und ihrer vorübergehenden Trennung umzugehen versuchen. Was diese Handlungen auslöste sei an dieser Stelle nicht gesagt, denn Das Verschwinden der Eleanor Rigby funktioniert ohne Vorwissen bestens und reißt den Zuschauer in einen Strudel menschlicher Empfindungen. Begleitet von einem großartigen Elektro-Ambient-Soundtrack sehen wir James McAvoy und Jessica Chastain zu Höchstform auflaufen. Bedingt durch die ambivalenten Figuren und das ausgewogene Drehbuch wäre es unfair einer Darstellung den Vorrang zu geben, dennoch hat mich Chastains Darbietung der desillusionierten Eleanor, die verzweifelt um ihren Platz im Leben kämpft, etwas mehr beeindruckt. Die Ausgewogenheit der Charakterzeichnung kann der fertige Film allerdings nicht ganz halten. Die Herkunft aus zweierlei Filmen ist Das Verschwinden der Eleanor Rigby anzumerken. Der Zuschauer wird gelegentlich unvorhergesehen aus Szenen und Umgebungen katapultiert, um eine Gegenüberstellung zu ermöglichen. Der gesetzten Erzählweise kommt das natürlich zu Gute, eine dauerhafte emotionale Bindung wird dadurch jedoch erschwert. Dazu erhalten manche Nebendarsteller, prominent besetzt mit William Hurt, Viola Davis und Isabelle Huppert, nicht die Leinwandzeit, die sie meiner Meinung nach verdient hätten. Dennoch tut dies der Geschichte von Eleanor und Connor zweifellos keinen Abbruch. So bleibt Das Verschwinden der Eleanor Rigby gefühlsgeladenes Schauspielkino besonderer Güte. Und der gleichnamige, traurige wie wunderschöne, Beatles-Song kann aus einem neuen Licht betrachtet werden.

8/10


Für Fans von: (500) Days of Summer, Before-Trilogie