Freitag, 25. September 2015

Wo ist das Labyrinth?



Maze Runner 2 – Die Auserwählten in der Brandwüste

Mit einem moderaten Budget von 34 Millionen Dollar sprang Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth im vergangenen Jahr auf den nimmersatten Zug der Jugendbuchverfilmungen auf. Doch im Gegensatz zu Rohrkrepierern wie The Enders Game oder Hüter der Erinnerung - The Giver konnte The Maze Runner bei Fans und Kritikern gleichermaßen überzeugen. Der geheimnisvollen, spannenden und optisch ansprechenden Jagd durch einen monströses Labyrinth folgt nun in Maze Runner 2 der dystopische Unterbau, der im finalen Teil, Die Auserwählten in der Todeszone, im obligatorischen Kampf Gut gegen Böse enden wird. Bis dieser im kommenden Winter zu sehen sein wird, schlägt sich Maze Runner 2 jedoch quälend lange 131 Minuten mit den typischen Problemen eines Trilogien-Mittelteils herum. Ohne jegliche Einleitung stürzt uns Regisseur Wes Ball direkt ins Geschehen. Den ersten Teil der Reihe gesehen zu haben, sei hiermit ausdrücklich empfohlen. Im Verlauf des Filmes werden wir mit den Auswirkungen des Zombievirus konfrontiert und begleiten die Überlebenden aus Maze Runner 1 durch jede Menge Klischees und die immer gleichen Situationen. Mysteriöse Gefahren in der titelgebenden Brandwüste müssen mithilfe noch mysteriöser Gefährten gemeistert werden. Dieser Ablauf wiederholt sich mehrfach und streckt den ohnehin zu lang geratenen Streifen noch zusätzlich. Somit wird der Zuschauer ziemlich ereignislos in die Wartezeit auf Teil 3 entlassen. Auf der technischen Ebene hingegen hat Maze Runner 2 im Vergleich zum Vorgänger ordentlich zugelegt. Die Schauwerte sind prächtig, die Kameraarbeit mitunter wirklich schön (auch wenn in den Actionsequenzen zugunsten einer geringeren Altersfreigabe spürbar hektisch geschnitten wurde, um den hohen Bodycount in den Zombiegefechten jugendgerechter darzustellen), dazu sorgt ein gewaltiger Industrial- Streicher-Score für die nötige epische Untermalung. Neben den Jungdarstellern, die sich auch im zweiten Teil der Saga nichts vorzuwerfen haben, fallen vor allem etablierte Gesichter auf der Leinwand auf, die mit Sicherheit dem erhöhten Budget zu verdanken sind. So stoßen unter anderem Giancarlo Esposito (Gustavo Fring aus Breaking Bad) und Barry Pepper (Sieben Leben, Der Soldat James Ryan) zum Cast. Doch all der erhöhte Aufwand kann über eine schwache und orientierungslose Story nicht hinwegtrösten. Nach dem starken ersten Teil ist Maze Runner 2 – Die Auserwählten in der Brandwüste eine kleine Enttäuschung geworden. 

4/10

Für Fans von: Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth, Die Tribute von Panem-Reihe

Donnerstag, 24. September 2015

Hänsel und Gretel reloaded



The Visit

M. Night Shyamalans Karriere lässt sich in jeder Hinsicht wohl bestens mit einzigartig umschreiben. Als der 29jährige Inder 1999 mit dem gefeierten Mystery-Thriller The Sixth Sense die Bildfläche Hollywoods betrat, wurde er schnell das Gesicht einer neuen Art von Filmemachern, die mit gewohnten Erzählweisen brechen. Mit seinen Folgeprojekten Unbreakable und Signs konnte er zwar nicht an seinen genialen Erstling anknüpfen, erarbeitete sich jedoch eine treue Fanbase. Umso überraschender war dann Shyamalans Absturz. Dank Rohrkrepierer wie Die Legende von Aang und Das Mädchen aus dem Wasser war er gezwungen, Will Smith' Offerte anzunehmen, bei After Earth Regie zu führen, um Geld für sein nun erscheinendes Herzensprojekt zu sammeln. Und siehe da, The Visit ist ein geradliniger, ambitionierter Gruselfilm geworden. Shyamalan erzählt die Geschichte zweier Geschwister, die erstmals eine Woche auf der Farm ihrer bisher unbekannten Großeltern verbringen. Auf erstaunlich wirkungsvolle Weise wurde The Visit komplett im Found- Footage-Stil gedreht. Der Streifen verzichtet dabei dankenswerterweise auf jegliches Beiwerk wie zusätzlich eingespielte Musik oder nervige Jump-Scares. Alles was der Zuschauer zu Gesicht bekommt, ist das gut getimte Zusammenarbeit von Schauspiel, Maske und Bauten, eingefangen von einer einzigen Kamera. Als Bindeglied fungiert hier die ältere Schwester der beiden Kinder. Ihre Figur hat den großen Wunsch eine berühmte Regisseurin zu werden, weswegen sie den Besuch bei ihren Großeltern zu einer Dokumentation für ein Schulprojekt filmt und schneidet. Die autobiografischen Einflüsse Shyamalans sind dabei gewollt und stimmig in den Film integriert. Zudem kann sich The Visit mit großartigen darstellerischen Leistungen rühmen. Die Nachwuchsschauspieler Olivia DeJonge und Ed Oxenbould bewiesen ja bereits in The Sisterhood of Night sowie Die Millers, dass sie in der Lage dazu sind Verantwortung auf der Leinwand zu übernehmen. So ist ihr Geschwisterpaar dann auch im vorliegenden Streifen absolut glaubwürdig gespielt. In einer Nebenrolle ist als deren Mutter zudem Vielfilmerin Kathryn Hahn zu sehen. Die besten, weil markantesten, Rollen sind aber definitiv die der geheimnisvollen Großeltern. Dank der tollen Performances von Law & Order-Star Peter McRobbie und Tony-Gewinnerin Deanna Dunagan bereitet es dem Kinobesucher eine makabere Freude, den mysteriösen Umtrieben auf der Farm zu folgen. The Visit wird den Gruselfilm sicherlich nicht nachhaltig prägen. Doch auch ohne große PR-Maschinerie prognostiziere ich ein vorsichtiges Comeback für M. Night Shyamalan. Denn Freunden kleinerer und ausgefallener Streifen steht hier eine hundsgemeine, wirklich witzige Horror-Groteske ins Haus. 

7/10

Für Fans von: Der Babadook, The Others

Donnerstag, 17. September 2015

Das Dach der Welt






Everest

Seit Beginn der 80er Jahre wird der höchste Berg der Erde nun kommerziell bestiegen. Wurden zwischen 1953 und 1979 noch 99 Besteigungen gezählt, so erreichten in der Rekordsaison 2007 630 Menschen den Gipfel des Mount Everest. Trotz eindringlicher Warnungen von professionellen Alpinisten und einheimischen Sherpas (die zwar auf der einen Seite mit der organisierten Tour auf den Gipfel ihren Lebensunterhalt verdienen, die ungebrochene Gefahr der Besteigung allerdings auch bestens einschätzen können) ist der Run auf den Gipfel des Berges ungebrochen, obgleich bereits vor den Katastrophenjahren 2014/15 (Lawine, Erbeben in Nepal insg. 34 Tote) 248 Menschen bei dem Versuch ums Leben kamen die legendären 8848m zu erklimmen. Ein deutliches Zeichen gegen den Massentourismus kommt jetzt in Form von Baltasar Kormákurs Everest in die deutschen Kinos. Der Isländer legt seinem Abenteuerdrama die Reiseberichte des amerikanischen Journalisten Jon Krakauer zu Grunde, der beim bis dato verheerendsten Aufstieg im Jahre 1996 eine Gruppe Bergsteiger begleitete. Mit einem unfassbaren Ensemble, großem Budget und beeindruckenden Bildern zieht Everest von Beginn an alle Register um nachhaltig zu beeindrucken. Nach dem Muster klassischer Katastrophenfilme wird die ersten Stunde der 121 Minuten Laufzeit allein auf die Charakterisierung der Protagonisten verwendet, bevor eine weitere Stunde Eskalation und Nägelkauen den Zuschauer in den Kinosessel presst. Die Filmcrew drehte einen beachtlichen Teil des Streifens direkt vor Ort, die eingefangenen Bilder wirken majestätisch und bedrohlich zugleich. Das obligatorische 3D verstärkt diesen Effekt noch zusätzlich, weshalb ich jedem rate die 3€ Aufschlag zu investieren. Der bereits erwähnte, beeindruckende Cast birgt im Verlauf des Films jedoch eine zentrale Schwäche von Everest zum Vorschein. Einige Szenen scheinen nur zu dem Zwecke in den Film integriert worden zu sein, ein weiteres bekanntes Gesicht auf der Leinwand zu zeigen. Besonders Sequenzen mit denen von Keira Knightley und Robin Wright gespielten Ehefrauen zweier Bergsteiger bremsen den Filmfluss doch erheblich. Die emotionale Bindung des Zuschauers zu den Figuren wäre auch ohne familiären Backgrund Einzelner gegeben gewesen. Diese Tatsache liegt in den außergewöhnlich guten darstellerischen Leistungen begründet. An vorderster Front kann Jason Clarke als Expeditionsleiter überzeugen. An dessen Seite wissen auch Josh Brolin als überzeugter Texaner, Jake Gyllenhaal als Draufgänger, Sam Worthington als standhafter Organisator und Emily Watson als Basis-Camp-Leiterin zu begeistern. Jedem Kinogänger sollte dieses toll gefilmte Ensemblestück Warnung genug sein, die kommerzielle Besteigung des höchsten Bergs der Erde nicht gutzuheißen. 

8/10

Für Fans von: Cliffhanger, 127 Hours


Mittwoch, 9. September 2015

Auf ins Schullandheim



Fack ju Göhte 2

Bis in den vorvergangenen Winter hinein hieß die bekannteste deutsche Schulkomödie Die Lümmel von der letzten Bank und datierte aus dem Jahr 1967. Doch mit seinem Megaerfolg Fack ju Göhte hatte Türkisch für Anfänger-Regisseur Bora Dagtekin offensichtlich einen Nerv getroffen. Über 7 Millionen Kinozuschauer folgten Bankräuber Zeki Müller als Lehrer wider Willen in die Goethe-Gesamtschule. Zu Beginn der nun erscheinenden Fortsetzung wird dieser zwischen neuem Job und alten Versuchungen aufgerieben. Die Lösung kann folgerichtig nur heißen: Klassenfahrt nach Thailand. Ähnlich dünn wie diese Herleitung wird dann auch die Story in Fack ju Göhte 2 aufgebaut. Der Fokus des Films liegt ganz klar auf dem Zusammenspiel von Hauptdarsteller Elyas M'Barek und seinen (Film)Schülern. Allen voran Max von der Groeben und Jella Haase geben dem Affen (diesmal sogar wortwörtlich) erneut ordentlich Zucker und dürften Fans des ersten Teils zufriedenstellen. Vornehmlich gelungene grammatikalische Aussetzer und unorthodoxe Erziehungsmethoden sind natürlich erneut Aushängeschild des Films. Gemeinsam dürfen Lehrer und Schüler schließlich auch wieder etwas fürs Leben lernen. All dies folgt dem bewährten Erfolgsschema und erreicht dennoch nicht die Qualität des großartigen ersten Teils. Dies liegt vornehmlich an der offensichtlichsten Entscheidung der Filmemacher, nämlich die Haupthandlung des Streifens außerhalb der Schule spielen zu lassen. Die erste Viertelstunde von Fack ju Göhte 2 ist dann auch der absolute Höhepunkt des Films. Karoline Herfurth als Bilderbuchlehrkraft, Uschi Glas als suizidgefährdete Chemielehrerin und vor allem Katja Riemann als überehrgeizige, klebstoffschnüffelnde Direktorin zünden zu Beginn ein Feuerwerk abstrusen Humors, der durch Themen wie Elitenförderung, Inklusion und Pisa- Wahnsinn in gleichem Maße ein breites Publikum anspricht, wie noch Fack ju Göhte. Doch im weiteren Verlauf verschwinden die drei Damen von der Bildfläche und überlassen dem Hangover-Prinzip das Feld. Getreu der amerikanischen Kultkomödie und deren lauem Aufguss (Fack ju Göhte 2 ist glücklicherweise bei weitem nicht so misslungen, wie einst Hangover 2) wird eine nahezu identische Handlung an einen exotischen Schauplatz verfrachtet und mit ordentlich Action aufpoliert. Die Hauptzielgruppe des Films wird zweifellos ihren Spaß haben, dazu ist das Tempo über die gesamten 115 Minuten stets hoch und die meisten Gags zünden. Trotz allem wird man das Gefühl nicht los, dass alle Beteiligten ein wenig zu viel von diesem Projekt erwarteten. So ist Fack ju Göhte 2 „nur“ eine gelungene Komödie geworden, die beim Zuschauer trotz des fehlenden subversiven Humors Lust auf eine weitere Fortsetzung hinterlässt. 

7/10

Für Fans von: Fack ju Göhte, Bad Teacher

Donnerstag, 3. September 2015

An der schönen côte d'azur



The Transporter Refueled

Im Jahre 2002 engagierte der französische Kultregisseur Luc Besson (Das fünfte Element, Leon – Der Profi) Jason Statham, einen bis dato eher unscheinbaren englischen Ex- Profiwasserspringer, der bestenfalls in den ersten beiden Guy Ritchie-Filmen Bube, Dame, König, Gras sowie Snatch – Schweine und Diamanten aufgefallen war, und etablierte ihn in The Transporter als Actionstar. Der Film wurde ein erstaunlicher Erfolg, zwei Fortsetzungen folgten und Statham war zum Ende des Jahrzehnts als Hauptdarsteller dreier Actionfranchises (neben der Transporter-Reihe waren dies Crank und The Expandables) die Kampfsportikone seiner Generation. Im Jahre 2015 nun verpasst Luc Besson der Geschichte um den Transporter Frank Martin eine Verjüngungskur und präsentiert uns Ex-Rapper und Game of Thrones-Darsteller Ed Skrein in der Titelrolle. Um es gleich vorwegzunehmen, The Transporter Refueled bewegt sich auf dem gleichen mittelmäßigen Niveau, wie alle seine Vorgänger. Ed Skrein selbst ist an der erneuten Ernüchterung überraschenderweise am wenigsten schuld. Sein Transporter ist definitiv ein sympathischerer Held als der Frank Martin der Ur-Trilogie. Es ist dem Team um Regisseur Camille Delamarre deutlich anzumerken, dass sie auf der einen Seite versuchen, dem Franchise einen neuen Einschlag zu geben, auf der Anderen jedoch die alten Fans der sinnfreien Over-the-Top-Action nicht verprellen möchten. Dies gelingt allerdings nicht. Zwar macht es erneut großen Spaß, den Transporter bei seiner halsbrecherischen Arbeit zu begleiten, die Story ist jedoch nicht nur genretypisch dünn, sondern voller Logiklöcher, Anschlussfehler und chronologischer Unstimmigkeiten. Dazu ist die technische Umsetzung des Streifens auf äußerst niedrigem Niveau. Viele Szenen wirken regelrecht zerstückelt, der Schnitt scheint zu Gunsten einer niedrigeren Altersfreigabe nachträglich verändert worden sein. Und auch wenn auf Shaky- Cam-Spielerein glücklicherweise verzichtet wird, hätte man von einem gelernten Cutter wie Delamarre (96 Hours 2, Colombiana) mehr Raffinesse erwartet. Was den Film noch knapp ins Mittelfeld der No-Brainer-Action hebt sind ordentliche, handgemachte Stunts und ein tollkühnes Frauen-Killerkommando, das gemeinsam mit Frank Martin Jagd auf die (wie sollte es auch anders sein) osteuropäischen Menschenhändler macht. Fans der Reihe werden in The Transporter Refueled sicherlich 95 Minuten Spaß finden können, wem schon das Original zu abgedreht war, sollte besser die Finger von einem Kinobesuch lassen. 

4/10

Für Fans von: The Transporter 1-3, Brick Mansions

Sandsturm der Gefühle







Königin der Wüste

Gertrude Bell wurde während ihrer Lebenszeit als einflussreichste Frau der Welt bezeichnet. Die Orientexpertin war zu Beginn des 20. Jahrhunderts zentrale Mittlerin zwischen der westlichen Welt und dem Nahen Osten. Bell wirkte maßgeblich bei der komplizierten territorialen Aufteilung Vorderasiens nach dem ersten Weltkrieg mit, sie war dazu eine treibende Kraft hinter der Gründung des Iraks. Neben ihrer politischen Tätigkeit machte sie sich auch als Schriftstellerin, Übersetzerin persischer Literatur und Alpinistin (noch heute gibt es die Gertrudspitze im Berner Land) auf sich aufmerksam. Mit Bells zahlreichen Reisen zwischen 1899 und 1918, die aus ihr die 'Queen of the Desert' (so auch der Originaltitel des Films) werden ließen, beschäftigt sich die deutsche Autorenfilmlegende Werner Herzog im 2015er Berlinale-Beitrag Königin der Wüste. Herzog legt seinen Fokus während der 128 Minuten Laufzeit uneingeschränkt auf Gertrude Bell. Durch ihre, für eine Dame dieser Zeit, ungewohnt hohe Bildung wurde sie als entschlossene, mutige und auch verschlagene Frau bekannt. An diese Charakterisierung halten sich der Regisseur und seine großartige Hauptdarstellerin Nicole Kidman vollends. Nach Kidmans wirkungslosen Performances in Paddington und Grace of Monaco ist es eine Freude die Australierin wieder auf der Höhe ihrer Schauspielkunst zu sehen. An ihrer Seite überzeugen dazu die überaus spielfreudigen männlichen Nebendarstellern James Franco, Damien Lewis und Robert Pattinson. Letzterer bleibt mit seiner Charakterisierung des legendären Abenteurers T.E. Lawrence zwar im Gedächtnis des Zuschauers, doch alle Ereignisse in Königin der Wüste kulminieren in der Figur der Gertrude Bell. Vor allem wird dies deutlich, wenn Herzog seine Protagonistin auf verschiedene Beduinenstämme treffen lässt. Glücklicherweise umschifft der Film kulturelle Stereotype, stellt Bells britischen Erkundungstross nicht als westliche Invasoren dar und vermeidet die arabischen Wüstenbewohner als zurückgebliebene Fundamentalisten zu vorzuführen. Dass der realen Gertrude Bell dieses Kunststück gelang, glaubt der geneigte Kinogänger durch die gute Leistung Kidmans sofort. Für einen großartigen Film hätte es jedoch noch etwas mehr bedurft als eine detaillierte Aufarbeitung einer Lebensleistung. Königin der Wüste hat vor allem mit mangelnder Spannung zu kämpfen. Herzogs Drehbuch ist arm an Höhepunkten, die Erzählweise recht statisch, das Tempo äußerst gemächlich. Dazu driftet Königin der Wüste in der ersten Hälfte des Films teilweise in ein kitschiges Liebesdrama ab. Die politische Dimension von Bells Schaffen wird kaum beleuchtet. Auch wenn Werner Herzogs Stammkameramann, der Tscheche Peter Zeitlinger, und Kultkomponist Klaus Badelt (Fluch der Karibik) für das nötige epische Feeling sorgen, überzeugt Königin der Wüste zwar als Charakterstudie vollends, als Film jedoch nur teilweise.

6/10

Für Fans von: Lawrence von Arabien, Das Versprechen eines Lebens

Beats & Ballast


We are your friends

Filme, die vordergründig darauf angelegt sind ein Gefühl zu vermitteln, schaffen es häufig nicht zusätzlich eine packende Story zu erzählen, die auch das Mainstreampublikum bei Laune hält. Und auch wenn We are your friends diesbezüglich keinen wirklichen Fortschritt darstellt, schafft es der Debütfilm von Werberegisseur Max Joseph sein Publikum durchweg zu unterhalten und zugleich ein stimmungsvolles Portrait über die Wirkung elektronischer Musik zu sein. Josephs filmische Herkunft prägt We are your friends dann auch entscheidend. Die Geschichte eines lokalen DJs aus einfachen Verhältnissen ist optisch großartig gestaltet. Angesiedelt im staubig-heißen Süden Kaliforniens vermittelt der Film Eindrücke für alle Sinne. Die flirrende Hitze des San Fernando Valley, die drückende Atmosphäre überfüllter Clubs, sowie die befreiende Wirkung der Weite des Pazifischen Ozeans macht Joseph durch eine ambitionierte Kameraarbeit absolut greifbar. Dazu durchbricht We are your friends gelegentlich die vierte Wand, neonfarbene Texte unterstreichen Dialoge und Off-Stimmen-Erzählungen und halb-dokumentarische Szenen helfen Musik und Film als Einheit erscheinen zu lassen. Die vielen verschiedenen Stilmittel greifen zwar nicht immer ineinander, unterstreichen jedoch den Anspruch der Filmemacher (so wurden unter anderem 12000 Komparsen und Statisten engagiert). Aus Zac Efron wird wohl nie ein heißer Oscaranwärter werden, trotzdem kann sich das Publikum über die vollen 96 Minuten Laufzeit mit seinem Charakter Cole identifizieren. An Efrons Seite überzeugt vor allem Wes Bentley (American Beauty, Die Tribute von Panem) als väterlicher Freund und Kult-DJ. Ergänzt wird der Cast durch Supermodel Emily Ratajkowski und einen Gastauftritt von Herz aus Stahl-Mime Jon Bernthal. Besonders im dritten Viertel des Films beeinträchtigt das eingangs erwähnte Storyproblem We are your friends dann doch zusehends. Es entsteht einiger Leerlauf, die Dramaturgie der insgesamt vorhersehbaren Konflikte und Geschehnisse folgt einfachsten Hollywoodregeln, außerdem wirken zwei Nebenfiguren aus den titelgebenden Freunden recht deplatziert. Den im Gesamten äußert ordentlichen Eindruck mag dies aber nicht zerstören. We are your friends ist ein guter Musikfilm geworden, der durch seine frische Inszenierung auch Kinogänger unterhält, denen der Bezug zu elektronischer Musik fehlt.

6/10

Für Fans von: Als wir träumten, Drive, Can a song save your life?