Batman v
Superman: Dawn of Justice
Großes hat
man sich im Hause DC vorgenommen. Ein filmisches Universum so
erfolgreich wie Marvels MCU soll rund um die Justice League
etabliert werden. Mit Man of Steel wurde der wohl berühmteste der
DC-Helden, Superman, zu diesem Zwecke cineastisch aufbereitet, The
Flash bekam eine erfolgreiche TV-Serie. Bevor die Einzelabenteuer von
Batman, Aquaman, Wonder Woman und co. in den nächsten Jahren zu
Marvels großen Konkurrenten heranreifen sollen, drehte Man of
Steel-Regisseur Zack Snyder nun den zweiten Teil der großen
DC-Superhelden-Trilogie, die 2017 bzw. 2019 mit dem geteilten Finale
Justice League 1 und 2 vollendet wird. Doch nach beschwerlichen 151
Minuten Batman v Superman: Dawn of Justice steht fest: An Iron Man
und Captain America kommen die DC-Helden, zumindest in ihrer
Kinoauswertung, derzeit nicht heran - der Film ist eine ziemliche
Enttäuschung geworden. Batman v Superman schließt direkt an die
Ereignisse in Man of Steel an. Batman/Bruce Wayne ist in Gotham
erbost über die Zerstörung, die mit der Offenlegung der
Fähigkeiten Supermans/Clark Kent in der direkten Nachbarstadt
Metropolis einhergeht. Der in den Medien bereits hartnäckig
geführte Kampf um den tatsächlichen Gewinn für die Menschheit
durch Supermans kryptonische Fähigkeiten treibt so einen
unüberwindlichen Keil zwischen den Mann aus Stahl und den
Gerechtigkeitsfanatiker im Fledermauskostüm. Was eine stringente
und fesselnde Geschichte um den Einfluss und die Notwendigkeit von
Superhelden hätte werden können, wird in Batman v Superman durch
ein völlig überfrachtetes Drehbuch bereits im Kein erstickt. Die
üppige (aber, und das sei dem Film hoch angerechnet, niemals
langweilige) Spielzeit hetzt in irrsinnigem Tempo zwischen Figuren,
Schauplätzen und losen Nebenhandlungen hin und her. Der titelgebende
Kampf zwischen den ikonischen Rettern verfehlt dann seine Wirkung
auch vollends. Zumal dieser effektiv nur wenige Minuten Screentime
einnimmt. Stattdessen werden häppchenweise Nebencharaktere und
Subplots eingeführt, die den unvorbereiteten Zuschauer irritieren
und gerne nur in einminütigen Szenen präsentiert werden. Generell
richtet sich Batman v Superman ausdrücklich an alle, die Man of
Steel sahen und idealerweise auch mit den thematisch passenden
Comics vertraut sind. Auch in puncto Figurenzeichnung offenbart der
Streifen deutliche Schwächen. Lois Lane war in Man of Steel noch
essentiell für das Fortkommen des Plots, hier wird sie eher als
klassische Damsel in Distress charakterisiert, die viel Zeit mit
Gerettet werden verbringt. Dazu hilft die neu eingeführte Senatorin
June Finch (Holly Hunter) der Geschichte nicht wirklich voran, da
sie, ähnlich wie der Zuschauer, um Durchsicht in der überladenen
Geschichte kämpft. Batman selbst bleibt von dieser Problematik auch
nicht verschont. So bekommt er einige schwülstig- aufgeladene
Origin-Plotpoints spendiert, welche aber nicht zu seiner
charakterlichen Tiefe beitragen. Diese bildet sich in diesem Film
aus der Abneigung gegen die Taten Supermans und nicht aus Batmans
schwieriger Kindheit. Zu alledem ist ein Solo-Batman-Film bereits
von DC angekündigt worden. Dies bringt mich zum definitiv besten
Teil des 250 Millionen Dollar-Projekts: dem Cast. Ben Aflleck ist
als Batman schlicht eine Idealbesetzung. Seine Reputation muss
natürlich noch gedeihen, was pure Physis und Überzeugungskraft als
Figur angeht, sollte er aber sowohl Michael Keaton als auch
Christian Bale-Fans sehr zufrieden stellen. Henry Cavill kann als
Superman stärker überzeugen, als noch in seinem Solo- Abenteuer
Man of Steel, da seine dramatische und etwas unpassende weiche Seite
nicht so extrem ausgelotet wird. Die Meinungen über die Performance
von Jesse Eisenberg als Lex Luthor werden hingegen auseinandergehen.
Hingabe wird dem New Yorker zumindest niemand abschlagen wollen, die
Liste mit memorablen DC-Schurken ist allerdings auch ziemlich lang.
Positiv überrascht war ich außerdem von Gal Gadot als Wonder
Woman/Diana Prince, die reihenweise Szenen stiehlt und den scheinbar
übermächtigen Herren eine beeindruckende Kameradin sein wird. Dazu
wiederholen Laurece Fishburne, Kevin Costner und Diane Lane ihre
Rollen aus Man of Steel, während Jeremy Irons erstmals in die Rolle
von Batmans treuem Helfer Alfred schlüpft, der konsequent gegen den
Strich gescriptet wurde und so für die wenigen humoristischen
Momente in diesem bemüht düsteren Film sorgt. Optisch bleibt Zack
Snyder seinem Stil treu und sorgt mit ausufernden Actionsequenzen
und vielen Verneigungen vor der Comicvorlage für reichlich
Augenfutter. Abschließend möchte ich noch ein Wort über die
heißerwartete musikalische Zusammenarbeit von Hans Zimmer und
Junkie XL verlieren. Zwei der beliebtesten Filmkomponisten unserer
Zeit schufen hier einen Soundtrack der bestens zum überladenen
Superhelden-Clash passt. Die sakralen Chor- und Orchesterwerke
Zimmers und die stampfenden Industrial-Beats des niederländischen
Multiinstrumentalisten wollen sich nicht so recht ergänzen, sondern
vervollständigen in ihrem akustischen Overkill den auf höchstem
Niveau scheiternden Batman v Superman: Dawn of Justice.
5/10
Für Fans von:
Man of Steel, The Dark Knight Rises