Schrotten!
Genrefilme
aus Deutschland sind ja ohnehin selten genug. Der (traurigerweise
beliebten) Dutzendware aus Betroffenheitskino und Genderklamotte
etwas entgegenzusetzen, ist einem jeden Filmemacher somit schon
einmal prinzipiell hoch anzurechnen. Schrotten! mangelt es dann auch
nicht an Ambition und Engagement, dennoch kommt der erste Langfilm
des Hannoveraners Max Zähle nicht über das Mittelmaß hinaus.
Bereits an der Story lässt sich da einiges festmachen. Zwei
entfremdete Brüder finden durch die Beerdigung ihres Vaters nach
vielen Jahren und unterschiedlichen Lebensentwürfen wieder zusammen
und schmieden gemeinsame Pläne um das Familienunternehmen zu
retten. Schrotten! ist, wie der Name verlauten lässt unter
klassischen Schrotthändlern angelegt. In puncto Lokalkolorit,
Verschrobenheit und Milieustudie liegen dann auch die größten
Stärken des Films. Die niedersächsische Einöde ist toll
fotografiert wurden, die langen Recherchen der Filmcrew machen sich
in der guten Chemie der eingeschworenen Schrotties deutlich bemerkt.
Mit Lukas Gregorowicz und Frederick Lau hat Schrotten! dazu zwei
Hauptdarsteller an Bord, die nach ihrem schauspielerischen Talent zu
urteilen, über jeden Zweifel erhaben sind. Jedoch selbst ein
Frederick Lau kann aus einem laufenden Klischee keine Paraderolle
mehr machen. Sein raubeiniger und etwas einfältiger Bruder Letscho
Talhammer ist der Inbegriff des gutmütigen, aber äußerlich harten
Vorarbeiters. Um einen möglichst großen (und langweiligen)
Bruderkampf zu kreieren, kleideten Zähle und seine Autoren Lukas
Gregorowicz als Mirko Talhammer mit Anzügen ein und ließen ihn
Versicherungen verkaufen. Alle sonstigen Figuren wurden vergleichbar
platt und pathetisch entworfen. Die Dramaturgie und Grundstimmung
des Films sind dann dem klassischen Western entnommen. Doch auch
hier übertreibt es Schrotten! gern einmal. Die Talhammers wären im
19. Jahrhundert wohl Cowboys gewesen, ihre Rinderherde hätte vor
dem Verkauf gestanden, ein bösartiger Viehbaron hätte es auf Grund
und Boden abgesehen und der Eisenbahnraub, nun ja, der findet in
Schrotten! tatsächlich statt. Dazu gibt es launige Countrymusik,
einen Showdown auf dem Markt einer Kleinstadt und einen finalen Shot
über eine lange Straße in den Sonnenuntergang. Trotz all der
aufgefahrenen Vorhersehbarkeit ist Schrotten! über seine 102
Minuten Laufzeit ein ganz vergnüglicher Film geworden. Einem gut
aufgelegten Cast und dem kauzigen Schrotthändlermillieu zu folgen,
entschädigt hier für ein schwaches Drehbuch. Jedoch kann nur
wirklich überrascht werden, wer in seinem Leben weder einen
Räuberpistole noch einen Western sah.
6/10
Für Fans von:
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