Freitag, 29. Juli 2016

Für mich ist jeder Atemzug ein Cliffhanger




Pets

Mit dem unheimlichen Erfolg der Minions begann auch der Aufstieg von Illumination Entertainment. Die trotteligen Helferlein aus den Ich, einfach unverbesserlich-Filmen brachten es nicht nur allein auf die große Leinwand, sondern sind in den letzten Jahren aus keinem Kinderzimmer mehr wegzudenken. Der Hype um die gelben Winzlinge ist schlicht gigantisch. Davon angestachelt möchte Illumination Entertainment nun für seinen Mutterkonzern Universal einen Platz am Tisch der Global Player in Sachen Animationsfilme ergattern. Die derzeitigen Marktführer in diesem Bereich, Pixar und Disney (die strenggenommen beide zum Mäusekonzern gehören), dürften sich mit Sicherheit in näherer Zukunft auf rege Konkurrenz bereit machen, denn was Pets optisch und humoristisch bietet, ist absolut großartig. Und dennoch fehlt den Minions-Machern in diesem Film noch die Brillanz in puncto Story und universeller Verträglichkeit. Pets richtet sich mit enorm hohem Tempo und vergnügt-bunter Atmosphäre zielgerichtet an Kinder. Prinzipiell ist dies für einen Animationsfilm auch kein Manko. Doch der Geschichte um Haustiere, die in Abwesenheit ihrer Frauchen und Herrchen spannende Abenteuer erleben, mangelt es an Spannung und Tiefgang. Auch wenn die Kleinen einige Seitenhiebe, vor allem auf das Verhältnis zwischen Mensch und Haustier oder das arttypische Verhalten der letzteren, sicher nicht völlig verstehen werden können, bietet die gesamte Geschichte etwas zu wenig Vielschichtigkeit, um alle Generationen abzuholen. Natürlich muss nicht jeder Trickfilm den emotionalen Punch eines Alles steht Kopf erzielen, doch hätten Pets etwas mehr Abwechslung und inhaltliche Überraschungen gut zu Gesicht gestanden. Abgesehen davon allerdings ist Chris Renaud und Yarrow Cheney ein 90minütiges Feuerwerk aus spektakulären Actionszenen, hinreißenden Details und einer extrem hohen Gagdichte gelungen. Zur standesgemäß großartigen Musik von Alexandre Desplat (Oscar für Grand Budapest Hotel) und einem zusätzlich mitreißenden Swingsoundtrack kann sich der Zuschauer bedenkenlos in ein perfekt animiertes New York begeben, dass Szene für Szene vor amüsanten Kleinigkeiten beinahe überzuquillen droht. Pets bietet Unterhaltung nonstop und gelingt so angenehm kurzweilig. Uneingeschränkter Höhepunkt des Streifens ist dabei eine völlig durchgeknallte Musicalnummer mit Wiener Würstchen. Mit Jan Josef Liefers, Martina Hill, Stefanie Heinzmann, Frederick Lau, Dietmar Bär, Uwe Ochsenknecht, Jella Haase und einem genialen Dieter Hallervorden rate ich an dieser Stelle auch gerne zur deutschen Synchronfassung, die außerordentlich gut gelungen ist. Der Erfolg, den Pets in den USA bereits feiern konnte, dürfte Illumination Entertainment weiter beflügeln, sechs Filme stehen bis 2020 ohnehin schon in Pipeline. Sollten diese verstärkt auf Familientauglichkeit setzen, könnte dies den Konkurrenzkampf um die Animationsfans richtig anfeuern. Für Kinogänger sind dies gute Neuigkeiten. 

7/10

Für Fans von: Toy Story, Zoomania, Minions

Dienstag, 26. Juli 2016

Sie retten den Film, nicht die Welt




Central Intelligence

Mit Kevin Hart und Dwayne Johnson stehen in Central Intelligence nun zum ersten Mal zwei der sympathischsten und beliebtesten Schauspieler der USA gemeinsam vor der Kamera. Beide sind weniger durch ihre ausgefeilten handwerklichen Fähigkeiten als vielmehr durch ihre natürliche Art und ihre Verschmelzung von realem Leben und porträtierten Figuren zu Ikonen der Generation Social Media geworden. Voll auf die Nüsse- und Wir sind die Millers-Regisseur Rawson Marshall Thurber tut in seiner neuen Actionkomödie also gut daran den beiden Fanlieblingen das komplette Spielfeld zu überlassen. Die Chemie der beiden, rein optisch zumindest, grundverschiedenen Männer ist auch von der ersten Minute an tadellos und sorgt für unterhaltsame 107 Kinominuten. Schon allein die Tatsache, den 1,96m-Wrestler Johnson als CIA-Agenten mit Einhorn T-Shirt und dem Drang nach Umarmung darzustellen ist Grundlage für viele zündende Gags. Dampfplauderer Kevin Hart darf sich hier auch mal angenehm zurückhalten, spielt er doch den rationaleren Part des ungleichen Duos. Doch sobald Thurber seine Alibi-Story zu erzählen beginnt, sich mit Nebencharakteren beschäftigt oder versucht Actionsequenzen zu inszenieren, entlarvt sich Central Intelligence als generischer Quatsch. Dies ist umso trauriger, da in den letzten Jahren Parodien auf Agentenfilme und gefällige Buddy-Movies in großer Zahl die Lichtspielhäuser bevölkerten. Und so sieht sich Central Intelligence auch als Hommage und Verballhornung von James Bond oder Jason Bourne und versucht im gleichen Fahrwasser zu schwimmen, wie etwa Spy – Susan Cooper Undercover oder Kingsman – The Secret Service. Doch dies misslingt leider dank der angesprochenen Probleme. Die Geschichte rund um einen aufzudeckenden Betrug innerhalb der CIA und gestohlene Satellitencodes ist dermaßen hanebüchen und vorhersehbar, dass selbst das notwendige Mantra für Kinobesuche dieser Art, Hirn aus – Action an, nicht ausreicht, um den ausgemachten Unsinn auf der Leinwand zu ignorieren. Der zweite große Schwachpunkt liegt in den völlig unübersichtlichen und zerfahren gefilmten Actionsequenzen, die schlicht Sorgfalt in der handwerklichen Durchführung vermissen lassen sowie schnell und chaotisch geschnitten wurden. So retten nur ein glänzend aufgelegter Cast, inklusive wirklich hinreiß ender Gastauftritte von Jason Bateman, Thomas Kretschmann und Melissa McCarthy und eine überraschend hohe Gagdichte Central Intelligence vor dem Totalausfall. 

5/10

Für Fans von: Spy – Susan Cooper undercover, Taffe Mädels, Ride Along

Mittwoch, 20. Juli 2016

Das Leben als Cappuccino-Maschine




Demolition

In den letzten Jahren hat sich Jake Gyllenhaal nicht nur zum absoluten A-Lister hochgearbeitet, sondern ist auch unter meinen persönlichen Lieblingsschauspielern zu finden. Spätestens durch seine beeindruckenden Performances in Nightcrawler und Prisoners verdiente sich der Zodiac- und Brokeback Mountain-Star den Status eines Meisters seiner Zunft. Fast selbstverständlich stemmt Gyllenhaal seit 2011 großartige Filme wie Everest, End of Watch, Enemy und Southpaw. Parallel (!) zu letztgenanntem Boxerdrama stand der 35jährige im vergangenen Jahr noch für die Tragikomödie Demolition vor der Kamera. Unter der Regie des Dallas Buyers Club-Regisseurs Jean-Marc Vallée verkörpert Gyllenhaal den Investmentbanker Davis Mitchell, der nach dem Unfalltod seiner Frau in einer zusehends emotionslose Melancholie verfällt und die richtigen Wege der Trauerbewältigung zu ergründen sucht. Wie Titel und Trailer vermuten lassen, scheint sich die komplette Zerstörung der inneren und äußeren Welt als Mitchells bevorzugte Möglichkeit herauskristallisieren, den Verlust eines geliebten Menschen zu kompensieren. Doch der geneigte Kinogänger sollte sich von diesem Eindruck ebenso wenig beeinflussen lassen, wie dem in allen Promo-Clips entstandenen Eindruck, Demolition sei eine Komödie über einen einsamen Mann, der hauptsächlich Beschwerdebriefe schreibt. Sicher, all diese Themen und charakterlichen Facetten werden im fertigen Film abgehandelt, doch Demolition kann diese entstandene Erwartungshaltung eines unterhaltsamen Streifens leider nicht einhalten. Während in der ersten Hälfte der 101 Minuten Spielzeit die Geschichte durch ihren im Kern lebensbejahenden Ton und skurrile Nebenfiguren, wie Mitchells Eltern oder seinen Schwiegervater interessant bleibt, verheddert sich Demolition mit fortschreitender Dauer in Wiederholungen und Belanglosigkeit. Der aufgebaute Storybogen stagniert und scheint nur bruchstückhaft zu einem Ende geführt zu werden. Uneingeschränkt lobenswert sind allerdings die Leistungen der Akteure vor der Kamera. Jake Gyllenhaal führt seine Liste an großartigen Leistungen bedenkenlos fort, Naomi Watts und Chris Cooper begnügen sich mit zurückhaltenderen Rollen, preschen aber genau dann nach vorn, wenn die Szenerie es erfordert. Eine echte Entdeckung ist zudem der erst 15jährige Judah Lewis, der als aufmüpfiger Teenager die eingestaubte Handlung bis zum starken Finale nach vorne bringt. Dazu kann Demolition mit einem tollen 70s Psychodelic Rock-Soundtrack aufwarten. Der Film sieht sich selbst als Metapher auf das ganze Leben. Dies wird nicht nur inszenatorisch und erzählerisch dargestellt, sondern explizit genannt. Doch ähnlich wie der Alltag ist auch Demolition teilweise ziellos und uninteressant geworden. Die starken Schauspieler und eine gefällige Inszenierung heben das Charakterdrama jedoch über den Durchschnitt. 

6/10

Für Fans von: 21 Gramm, The Descendants

Donnerstag, 14. Juli 2016

Willkommen auf der Erde. Nochmal.




Independence Day 2: Wiederkehr

20 Jahre sind seit den Ereignissen aus Independence Day vergangen. 20 Jahre, in denen sich die Erde gern so hätte verändern dürfen, wie sie in Roland Emmerichs utopischem Film- Paralleluniversum entwickelt hat. Denn nach der im Grunde völlig verheerenden Alieninvasion im Jahre 1996 konnte sich die Welt zu einer Einheit formen, verstand die Nichtigkeit ihrer Konflikte, legte dauerhaft die Waffen nieder und nutzte die Technologie der Außerirdischen, um die Gravitation zu überwinden, eine futuristische Infrastruktur aufzubauen und mit einem Verteidigungsschild interstellare Feinde fernzuhalten, um dauerhaft in Frieden zu leben. So weit, so uninteressant für einen Action-Blockbuster. Denn die Fans von Independence Day und dessen Regisseur wollen vor allem maximale Zerstörung, knackige Sprüche und gute Unterhaltung. Und so schickt uns Deutschlands Hollywood-Export Nummer 1 auf eine in jeder Hinsicht vergleichbare, glücklicherweise nur minimal schwächere Version seines „größten B-Movies aller Zeiten“. Und Emmerich tut dies mit bewährter Rezeptur. Wissenschaftler, Kampfpiloten und die US-Amerikanische Führungsriege aus Politik und Militär müssen also erneut einen Einfall der Wesen bekämpfen, die schon vor 20 Jahren die Erde zerstören wollten und ihrerseits ebenfalls aufgerüstet haben. Und um den angestrebten Nostalgiefaktor weiter zu zelebrieren, standen für Independence Day 2: Wiederkehr auch nahezu alle alten Bekannten wieder zur Verfügung. Die Wiedersehen mit Jeff Goldblum, Brent Spiner, Judd Hirsch und Bill Pullman wirft den Zuschauer genauso angenehm in das Zerstörungskino der 90er Jahre zurück, wie die für Emmerich typische, gemäßigte Kameraarbeit, sein ruhiger Schnitt und der passende Bombast-Score. Lediglich Superstar Will Smith hielt sich von diesem Projekt fern. Als Ersatz an vorderster Front wurde sein Filmsohn mit Nachwuchsakteur Jessie T. Usher besetzt, als Namensvehikel auf den Promoplakaten darf Hunger Games-Star Liam Hemsworth einspringen. Der Streifen wiederholt das inhaltliche Konzept aus Teil 1 und stellt in einer langen Einführung die handelnden Personen auf allen Teilen der Welt inklusive deren minimalistischer Charakterzeichnung vor. Banale Motivationen aus familiären Verwicklungen und frühen Schicksalsschlägen inklusive. Das große Trademark aus Independence Day, die Zerstörung berühmter Wahrzeichen, wird hier nun anschließend erstaunlich zurückgenommen eingesetzt. Natürlich ist es imposant anzuschauen, wenn die Petronas Towers aus Kuala Lumpur die Londoner Tower Bridge plattmachen, doch Emmerich scheint genau gewusst zu haben, dass die ikonisch gewordenen Bilder aus Teil 1 nicht zu kopieren sind. So zieht Independence Day 2 die Actionschraube erst im herrlich übertriebenen Finale auf Anschlag. Bis dahin schrammt der Film in seinen 121 Minuten Laufzeit nur knapp an einer inhaltlichen Überfrachtung vorbei. Die Figuren aus Teil 1 im Hinterkopf zu haben, sollte daher Voraussetzung für alle sein, die den Streifen nicht nur auf rein audiovisueller Ebene erleben wollen. Diese ist aber dennoch das überzeugendste Argument für einen Kinobesuch, der an dieser Stelle auch in jedem Fall empfohlen ist. Independence Day 2 ist ein optisches Spektakel (Emmerichs eigenartiges Set-Design in ermüdenden Grau- und Türkistönen sei an dieser Stelle einmal ausgeklammert), das definitiv auf der größtmöglichen Leinwand in imposanter Lautstärke genossen werden sollte. Die Freude der Crew an Übertreibung und Selbstironie überträgt sich auf das Publikum und sorgt für einen spaßigen Sommer-Blockbuster. 

7/10

Für Fans von: Independence Day, Krieg der Welten, Guardians of the Galaxy

Montag, 4. Juli 2016

Schattenseiten der Überqualifikation




Väter & Töchter – Ein ganzes Leben

Väter & Töchter ernsthaft einzuschätzen ist ein komplizierteres Unterfangen, als ich es mir eigentlich vorgestellt habe. Es macht schon hellhörig, wenn der Regisseur der beiden aufgeblasenen Will Smith-Tränendrücker Sieben Leben und Das Streben nach Glück einen Cast für ein Melodram zusammenstellt, der unter anderem mit Russell Crowe, Jane Fonda, Bruce Greenwood, Octavia Spencer, Diane Kruger, Aaron Paul, Amanda Seyfried und Quvenzhanè Wallis insgesamt 12 Oscarnominierungen und 4 Gewinne auf sich vereinen kann. Sollten wirklich nachvollziehbare Gefühle auf der Leinwand zu sehen sein? Die perfekte Antwort darauf liefert überraschenderweise Deutschlands viel geschmähter Hollywood-Export Diane Kruger. Sie allein scheint der völlig überfrachteten und unglaubwürdigen Seifenoper in Kinoform mit hemmungslosem Overacting zu entsprechen, während ihre per se geschätzteren Kollegen den todernsten Stil des Regisseurs mittragen und Väter & Töchter zu einem Fehlgriff werden lassen. Die Geschichte um Romanautor Jake Davis und der Beziehung zu seiner Tochter und deren Beziehungsunfähigkeit als junge Frau dümpelt mit seinen vielen Subplots recht ziellos vor sich hin. Trotz der vielen Figuren und deren Verwicklungen wird der Zuschauer während der gesamten Spiellänge von 116 Minuten kein einziges Mal in seiner Aufmerksamkeit gefordert. Jeder Handlungsstrang wird penibel auserzählt, keine Frage bleibt unbeantwortet, keine Entscheidung unkommentiert. Eindimensionale Charaktere und vorhersehbares Storytelling inklusive. Klischees, Kalendersprüche und Küchenpsyschologie sollen hier nicht nur als bloße Kritikerfloskel erwähnt sein, sondern werden vom Film geradezu zelebriert. Zusätzlich untermalt von einem schmalzigen Score darf sich Väter & Töchter nicht über eine miserable Rotten Tomatoes- Wertung von 28% wundern. Optisch ist Väter & Töchter ganz brauchbar geworden, ebenso bleiben die Kinderdarsteller überzeugend und unterstützen so den, abseits von der eingehend erwähnten Feststellung, illustren Cast. In diesem wird allerdings besonders Aaron Paul vom Drehbuch wenig wert geschätzt. Der Breaking Bad-Star hätte definitiv mehr Screentime verdient gehabt. So bleibt Väter & Töchter ein misslungenes Melodram, das zwar mit seiner pastellfarbenen Heimeligkeit nach großen Hollywood-Dramen aussieht, dramaturgisch aber selbst Vorabendserien unterbietet. 

4/10

Für Fans von: Sieben Leben

Sonntag, 3. Juli 2016

Katzen sollten nicht in den Kühlschrank



Everybody wants some!!

Die Filmografie von Richard Linklater als außergewöhnlich zu beschreiben, wäre eine ziemliche Untertreibung. Seine Werke genießen fast durchgängig höchstes Ansehen und beeindrucken durch ihre aufwändige Machart (Boyhood, Before-Trilogie) oder ihre entwaffnende Unbeschwertheit (School of Rock, Dazed and Confuzed). Als Nachfolger im Geiste von eben diesem Dazed and Confused dürfen wir nun in Everybody wants some!! (die Schreibweise mit zwei Ausrufezeichen entspricht dem tatsächlichen Titel des Films) erneut einer Gruppe junger Menschen in einer kurzen, aber sehr speziellen Zeit beiwohnen. Everybody wants some!! schildert das Wochenende einiger College-Neulinge vor dem offiziellen Start ihrer Ausbildung. Hauptfigur Jake wird dort, im Texas des Jahres 1980, wegen seiner Baseball-Fähigkeiten den fiktionalen Southeast Texas Cherokkees zugeordnet. Mit seinen Mitspielern bewohnt er ein Haus nahe der Universität. Doch allein mit dieser Ausgangslage geht Linklater phänomenal unüblich um. Erst nach eineinhalb Stunden der 116 Minuten Laufzeit wird zum ersten Mal der Baseballschläger geschwungen, nur in einer der letzten Szenen sehen wir die Protagonisten tatsächlich studieren. Die Thematik des Films ist weder am College noch auf dem Sportplatz angesiedelt, sondern behandelt das süße Nichttun, die sorgenfreie Zeit, den Hauch von Anarchie vor dem Beginn des Ernsts des Lebens. Und Linklater beweist damit, wie sehr sich Erfahrung und Hingabe auch in scheinbar leichteren Filmen auszahlen – besonders im Vergleich mit den Teenie-Filmen der späten 90er und frühen 2000ern, die niemals die selbstverständliche Leichtigkeit und den ungewissen Unterton der großen Vorbilder wie Ferris macht blau oder The Breakfast Club versprühten. All dies gelingt nun Everybody wants some!!. Der Streifen huldigt schamlos der Jugendkultur der 80er Jahre. Musikauswahl, Kostüme, Frisuren und Ausstattung sind schlicht hinreisend. Der gesamte Film versprüht eine Alles-ist-möglich-Haltung. Linklater kann dabei von vielen unverbrauchten Gesichtern profitieren. Alle Akteure sind hierzulande weitestgehend unbekannt, doch ähnlich wie es etwa Matthew McConaughey oder Ben Affleck nach ihren Rollen in Dazed and Confuzed erging, dürften auch Blake Jenner, Zoey Deutsch oder Ryan Guzman in Zukunft gern für große Projekte gecastet werden. Sie alle verkörpern mit beeindruckender Leichtigkeit die Freude über das Leben, die im tristen Alltag so schnell verloren geht. Eine Freude, die sich in Everybody wants some!! in unentwegten Duellen und Wettbewerben, in hochnotpeinlichen Flirtversuchen und in endlosen philosophischen Diskussionen zeigt, und die im Zuschauer ein erheiterndes nostalgisches Gefühl erweckt. Everybody wants some!! ist beste Unterhaltung, die gerade wegen ihrer minimalistischen Grundidee viel Raum für Charaktere und Stimmungen schafft und nachhaltig im Gedächtnis bleibt.

9/10

Für Fans von: Dazed and Confuzed, Ferris macht blau