The
Infiltrator
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Jahre nach seinem Tod kommt Pablo Escobar zu einer erneut
gigantischen medialen Aufmerksamkeit. Zum Glück ist es diesmal nur
Hollywood, dass den Drogenbaron mit großer Begeisterung wieder
aufleben lässt. Neben dem 2015er Paradise Lost war es vor allem die
bahnbrechende Netflix-Serie Narcos, die das Leben des einst
siebtreichsten Mannes der Welt künstlerisch aufarbeitete. In The
Infiltrator befasst sich Regisseur Brad Furman (Der Mandant, Runner,
Runner) nun mit der immensen wirtschaftlichen Bedeutung des
kolumbianischen Kokains, das Escobar in den 80er Jahren so
werbewirksam über Miami in die USA schmuggelte. Und so ist es
passend, dass Escobar selbst stets wie ein gefürchteter Geist über
den Entscheidungen der Figuren schwebt und doch selbst nie im Film
zu sehen ist. The Infiltrator ist Robert Mazur. Der DEA-Agent lässt
sich undercover in das gewaltige Geldwäsche-Syndikat der
kolumbianischen Drogenmafia einschleusen, um so deren größte
Geldquelle zum Versiegen zu bringen. Die Memoiren des realen Mazurs
dienten Furman und dessen Mutter, die Drehbuchautorin Ellen Brown
Furman, als Vorlage für diese Verfilmung. Und hier liegen auch die
Probleme des Streifens begraben. The Infiltrator kommt leider nicht
über ein inhaltliches Potpourri hinaus. Dank einer riesigen Zahl an
Sprechrollen, einer inkohärenten Erzählweise, die fast nur auf
Einzelszenen baut und dem somit übermittelten Gefühl der unnötigen
dramaturgischen Hektik, wirkt der Film wie eine auf zwei Stunden
zusammengepferchte Serie. Gern hätte man den verwinkelten Geldfluss
der Drogenmillionen detailliert nachempfunden, doch The Infiltrator
gibt dem Zuschauer dazu keine Gelegenheit. Figuren werden strikt
nach Bedarf in einzelne Handlungsstränge gepresst und im Laufe des
Filmes vergessen. Dass zum, zugegeben sehr emotionalen, Finale dann
noch einmal alle Charaktere in Erinnerung gerufen werden, bessert
diesen Umstand dann auch nicht mehr. Besonders schade sind diese
Drehbuchschwächen, da The Infiltrator schauspielerisch und
technisch eine ganze Menge zu bieten hat. Allen voran brilliert
Bryan Cranston als Robert Mazur. Die Gratwanderung zwischen
Familienmensch und zynischem Geschäftsmann, zwischen alterndem
Ermittler und brutalem Unterweltfinancier bringt der Altmeister
tadellos auf die Leinwand. An seiner Seite überzeugen zusätzlich
John Leguizamo, Diane Kruger und Benjamin Bratt in größeren
Nebenrollen. The Infiltrator ist zusätzlich mit viel Hingabe
inszeniert wurden. Die bereits angesprochene Zerstückelung der
Handlung ist zwar für den Erzählfluss schädlich, doch
Set-Designer, Kostümbildner und Make-up-Artists dürfen dafür die
80s in allen schillernden Farben wieder auferstehen lassen.
Frisuren, Kleidung und das Nachtleben Floridas bilden gemeinsam mit
einem stimmungsvollem Score das Fundament für die humorvollen und
augenzwinkernde Stimmung des Filmes. Letzten Endes stimmte mich die
tolle Optik von The Infiltrator zusätzlich traurig darüber, 'nur'
einen guten Film gesehen zu haben. Die vielschichtige Thematik
(weitere Filme über Escobar und sein Imperium sind derzeit u.a. von
Oliver Stone in Arbeit) und der tolle Cast hätten mehr hergegeben.
7/10
Für
Fans von: Paradise Lost, Das Kartell, American Hustle
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