A
Cure for Wellness
Mäusejagd,
The Mexican, Ring, Fluch der Karibik – rund um das Millennium war
Gore Verbinski ein absoluter Regie-Superstar. Doch nachdem das
fortgeführte Piraten-Franchise nur noch finanziellen Erfolg
einbrachte, künstlerisch jedoch sichtbar litt, wurde es vor rund 10
Jahren still um den öffentlichkeitsscheuen Kalifornier. Mit Lone
Ranger an seine Erfolgstage anzuknüpfen misslang vollends und so
wendet sich Verbinski mit A Cure for Wellness dem Mysterygenre zu.
Auf technischer Ebene gelingt dies dem Oscar- (Rango) und Goldene
Himbeere-Preisträger (Lone Ranger) dabei perfekt, inhaltlich bietet
der Film hingegen viel Leerlauf, Dutzendware und keine
Überraschungen. A Cure for Wellness folgt Lockhardt, dem
Angestellten eines Finanzdienstleisters, in ein Sanatorium auf einem
Schweizer Alpgipfel, das er gegen seinen Willen besucht, um ein
Vorstandsmitglied seiner Firma zurück in die USA zu holen. Wie
Trailer und filmische Erfahrungen zeigen wird dieser Kurzbesuch
nicht wirklich kurz bleiben. Eine klassische Anstaltsdramaturgie mit
geheimnisvollen Patienten, unüblichen Behandlungsmethoden und
fiesen Ärzten entspinnt sich, die leider niemanden vom Hocker
reißen wird. Lediglich Menschen, die noch nie einen (Mystery-)Film
sahen, werden vom letztendlich Storyverlauf überrascht werden. Dies
ist umso trauriger, da A Cure for Wellness mit zahlreichen
Anspielungen und versteckten Gimmicks in seinen Bildern den
Zuschauer auf falsche Fährten hätte locken können. Doch
stattdessen wird hier 147 Minuten Medizin-Horror nach Schema F
geboten. Auch die zu Beginn etablierte Thematik um den
Optimierungswahn der Welt wird im Verlauf des Films einfach
aufgegeben. Konstant allerdings bleibt A Cure for Wellness ein Fest
für die Sinne. Ganz ehrlich, an einen optisch gelungeneren Film
kann ich mich in den vergangenen Jahren nicht erinnern. Schon in den
ersten fünf Minuten entwickelt der Streifen einen intensiven Sog,
der den Zuschauer nicht mehr loslässt. Auf gestalterischer Ebene
geht die mysteriöse Grundstimmung vollends auf. Besonders
herausragend gelang Verbinski und seinem montegrinischen Kameramann
Bojan Bazelli (Mr. & Mrs. Smith, Rock of Ages) dabei die
Einbindung von Spiegelungen und das generelle Farbdesign, das fast
ausschließlich mit Weiß- und Pastelltönen auskommt. Inspiration
holten sich die Verantwortlichen zusätzlich bei Steampunk und
Gothic. Unter diesem Eindruck erschien mir dann die enorme Laufzeit
auch nicht eine Minute zu lang. Zu viele Momente hatten da das
Potential als Screenshot auf Postern und Plakaten zu landen. A Cure
for Wellness wurde übrigens ausschließlich in Deutschland gedreht.
So standen die Burg Hohenzollern in der Schwäbischen Alb, das
Johannisbad in Zwickau und das ehemalige Lungensanatorium
Beelitz-Heilstätten Pate für die fiktive Alpenklinik. Abschließend
profitiert der Film noch von einem herrlich undurchdringlichen aber
eingängigen Score des Briten Benjamin Wallfisch, der neben einem
wirklich bedrohlichen Maintheme auch Songs von Ramones und
Bilderbuch erklingen lässt. So ist es am Ende eine Schande sagen zu
müssen, das A Cure for Wellness nur ein durchschnittlicher Film
ist, der völlig offen lässt, wie es in Gore Verbinskis Karriere
weiter geht.
6/10
Für
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